Band 48 (2013) Sonderband Mitgliederverzeichnis

Vorwort: Die Gesellschaft Naturforschender Freunde zu Berlin einst und jetzt (gekürzte Fassung)

 

Es ist vollbracht. Die 1773 begründete traditionsreiche „Gesellschaft Natur­forschender Freunde zu Berlin“ hat eine neue und sie zugleich würdigende Dokumentation vorzustellen, die biographisches Material ihrer Mitglieder der ersten 200 Jahre (bis 1973 einschließlich) beinhaltet. Über 15 Jahre hat Herr Dr. Bernhard Zepernick, ehemals Kustos am Botanischen Garten und Botanischen Museum in Berlin-Dahlem, mit großer Akribie Fakten über unsere ehemaligen und heutigen Mitglieder zusammen­getragen und damit eine verlässliche Informations­grundlage zur Wissenschafts­historie geschaffen.

 

Es geht um die älteste privat gegründete und heute noch bestehende wissenschaftliche Gesellschaft Deutschlands, die durch berühmte und auch weniger bekannte frühere Mitglieder von großer Bedeutung für die Förderung der Wissenschaften und der Kultur weit über Berlin hinaus war. Mitglieder dieser Gesellschaft waren u. a. prominente Gelehrte aus den verschiedensten Fachgebieten sowie an Naturwissenschaft interessierte und sie fördernde Bildungsbürger. Der Blick über zwei Jahrhunderte streift bedeutende Forschungsreisende und Entdecker der Welt, Pioniere der Chemie, Mitbegründer der Zellbiologie und Genetik, führende Vertreter der Entwicklungsbiologie, berühmte Mediziner, Geologen und Ingenieure, als Naturforscher tätige Theologen, Mitstreiter Linnés, maßgebliche Unterstützer der Darwinschen Revolution, Begründer der Ethologie und anderer Disziplinen sowie des amtlichen Naturschutzes und viele mehr. Die grundlegenden Erkenntnisse all dieser Forscher-Persönlichkeiten sprechen für sich und wurden letztlich Teil unseres heutigen Weltbildes.

 

Auf eine weitere Liste berühmter Mitglieder aus aller Welt und die mit ihnen verbundenen Leistungen wird an dieser Stelle verzichtet. Vielmehr soll der Blick auf die breite Wirkung gelenkt werden, welche im persönlichen Austausch, durch wissenschaftliche Sitzungen, Vorträge, Publikationen, Sammlungen und sonstige Aktivitäten der Gesellschaft in Berlin und darüber hinaus erzielt wurde. Über eine gleichzeitige Mitgliedschaft in verschiedenen anderen Vereinigungen und Fachgesellschaften waren die Wirkfelder verknüpft, und es gab mannigfache gegenseitige Anregungen. Dies ist auch heute der Fall. Interdisziplinarität und Vernetzung sind Schlagworte aus dem heutigen Wissenschaftsbetrieb. In unserer ehrwürdigen Gesellschaft wurde dies stets in freundschaftlichem Rahmen und regem Kontakt mit dem Ziel gelebt, Kenntnisse und Erkenntnisse in der Naturkunde zu gewinnen und zu verbreiten, verknüpft mit dem Wunsch nach geistiger Anregung und Betätigung.

 

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Die im vorliegenden Verzeichnis präsentierten Lebensdaten bzw. Kurzbiographien und Literaturhinweise mit Würdigungen oder Auseinandersetzungen mit dem jeweiligen Werk lassen etwas von den Wirkungen, der Intensität persönlicher Beziehungen und Lebensschicksalen erahnen. Manche Personen waren nur kurzzeitig Mitglied (was hier nicht dokumentiert werden konnte), während andere der Gesellschaft für lange Zeit eng verbunden blieben. Wo immer bekannt sind auch besondere “Denkmäler” in Gestalt von Briefmarken (und selten auch Geldscheinen oder -stücken) und Verewigungen in Gattungsnamen von Pflanzen, Tieren oder Bakterien angeführt.

 

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In dem Verzeichnis gibt es weitere und offen zutage tretende Lücken, die wir trotz intensivster Recherche nicht füllen konnten. Und oftmals stellt sich die Frage nach der Verlässlichkeit hier genannter Lebensdaten, da sich in der Literatur viel Widersprüchliches findet. Deshalb bitten wir den Leser um jegliche zusätzliche Information, Ergänzung und Richtigstellung. All dies soll später einmal nachgetragen werden, wenn dann auch dieses Verzeichnis bis in die jüngere Zeit weitergeführt werden wird. Auch kleine Hinweise über Wirkungsstätte, Wohnort, Interessensgebiete, Nennung in Publikationen u. ä. sind wichtig, bieten sie doch öfter den Schlüssel zu weitergehenden Quellen. Diese Bitte möge sehr ernst genommen werden, geht es doch darum, das Gedächtnis unser Freunde im Geiste zu bewahren und die Faktenlage für Wissenschaftsgeschichte zu verbessern. Ganz in diesem Sinne möge das hiermit der Öffentlichkeit übergebene Verzeichnis vielfach genutzt werden.

 

Für den Vorstand im Dezember 2012,
Walter Sudhaus

 

Eine Besprechung dieses Sonderbandes finden Sie in der Naturwissenschaftlichen Rundschau, cialis vs viagra 68. Jahrgang Heft 2, 2015 p. 101